Jahili Fort

 

Der Baustoff Lehm ist fast vergessen in dem längst wirtschaftlich aufgestrebten Wüstenemirat Abu Dhabi. Wolkenkratzer im Stadtzentrum und Villen für die Einheimischen werden durch Beton und Glas dominiert und müssen mit einem hohen Energieeinssatz gekühlt werden.

Dennoch gibt es historische Zeugen, die verglichen mit europäischen Maßstäben jung sind. In der Oasenstadt Al-Ain, dicht an der Grenze zum Oman gibt es mehrere Festungsanlagen aus dem späten 19. Jahrhundert, die aus Lehmsteinen errichtet und mit Lehmputz bekleidet sind.

Der „Watchtower“ des Jahili Fort diente dem Schutz der Wasserquelle der Oase und war Inspiration für den Länderpavillon der Vereinigten Arabischen Emirate auf der Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover.

Die „Authority for Culture and Heritage“ hat das Jahili Fort im Zentrum Al-Ains ausgewählt, um im Rahmen einer Dauerausstellung den Blick zurückzuwenden – in die Zeit vor dem Öl.

Sir Wilfred Thesiger hat mehr als 40.000 Kleinbildaufnahmen mit Menschen, Landschaften und Städten auf der Arabischen Halbinsel aus seinen Reisen in den 1940er-Jahren hinterlassen. Die Freundschaft zu dem Staatsgründer Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan war prägend für „Mubarak bin London“

„MUBARAK BIN LONDON – Wilfred Thesiger and the Freedom of the desert“ ist der Titel der Ausstellung, die am 3. Dezember 2008 am „Etihad Day“, dem 50. Jahrestag der Vereinigten Arabischen Emirate eröffnet wurde.

Für die ursprünglich mit dem Außenraum verbundenen Räume der Lehmfestung wurde ein innovatives Konzept für den Raumabschluss gegen das Wüstenklima und für ein komfortables Raumklima entwickelt.

Die Bauteilaktivierung hat ein großen Vorteil gegenüber der Klimatisierung mit heruntergekühlter Luft, denn der Transport von kaltem Wasser verbraucht wesentlich weniger Energie, als der Transport von kalter Luft. 26°C ist die Oberflächentemperatur der mächtigen Lehmwände. Wie eine Wandheizung funktioniert hier die Kühlung der Räume. Die Lüftungsanlage unterstützt lediglich den Luftwechsel nach Bedarf.

Der Lehm dominiert das Projekt: Lehmsteine, Lehmputz, Lehmboden… Was man nicht sieht, ist, dass fast aller Lehm aus dem Bestand stammt. Für die Sanierungs- und Umbauarbeiten wurde der Lehmputz abgenommen, zwischengelagert und wiederaufgebracht. Lehmsteine aus abgebauten Wänden wurden zur Herstellung neuer Räume verwendet.

Al-Ain mit seinen Kulturstätten ist seit dem Jahr 2011 UNESCO-Welterbe. Das Jahili Fort mit seiner Ausstellung und den Möglichkeiten zu vielfältigen kulturellen Veranstaltungen ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Angebotes einer sich entwickelnden Kulturlandschaft.

 

Architektur und Generalplanung:
Roswag & Jankowski Architekten PartnG

Ausstellungsgestaltung:
Roswag & Jankowski Architekten PartnG mit Christiane Liebert

Tragwerksplanung und Lehmbaufachberatung:
ZRS Ingenieure

Fachplanung Technische Ausrüstung:
Planungsteam Energie und Bauen GmbH

Fotos:
Torsten Seidel